Beratung und Therapie Burgenlandkreis
Petra Hahn
Beratung und Therapie
petra.hahn@gmx.net


Eine Erklärung für Prokrastination

Geplante Handlungen durchlaufen innerpsychisch einen bestimmten Weg von der Idee zum Resultat. Wird dieser Weg gestört, gibt es kein oder nur ein halbes Ergebnis.

Beispiel: Vogelhäuschen bauen

Als erstes kommt die Idee. "Ich könnte ein Vogelhäuschen bauen."

Zeitgleich entsteht eine Vorstellung, ein Bild im Kopf. "So könnte es aussehen. Dort könnte es hängen."

Die erste Grobplanung beginnt. "Was bräuchte ich denn dafür, einige Bretter habe ich noch im Keller."

Vielleicht mit anderen Menschen darüber reden, sich Tipps anhören. "Das ist ne schöne Idee..." und vielleicht ein Tutorial bei Youtube anschauen.

Dann erfolgt genaueres PLANEN evtl. mit einer Zeichnung, Maßangaben und sich notieren, was man dafür braucht.

Dies alles geschieht, bevor man überhaupt den ersten Handschlag am Vogelhäuschen getan hat. Jeder einzelne Schritt wird unbewusst von Emotionen begleitet, die einen erheblichen Einfluss auf Erfolg oder Misserfolg des Vorhabens Vogelhäuschen haben.

Menschen, die an Prokrastination leiden, tendieren dazu, auf der Vorstellungs- oder Planungsebene verhaftet zu bleiben. Es kommt meist nicht zur Handlung. Oder diese wird nicht zuende gebracht. Die Gründe hierfür liegen in den Begleitemotionen.

Wenn wir bei dem Beispiel des Vogelhäuschens bleiben, kann davon ausgegangen werden, dass die Idee von einem Gefühl der Freude begleitet wurde. Aber Menschen, die an Prokrastination leiden, neigen eher als andere zu dem Phänomen, dass sich schnell negative Gefühle einstellen. Damit ist die Motivation dahin.

Sie könnten jetzt sagen: "Das geht anderen Personen auch so, dass, wenn die Umsetzung eines Vorhabens schwerer wird als die Vorstellung, die Motivation erst einmal sinkt, aber man muss sich von kleinen Rückschlägen nicht entmutigen lassen."

Hier greift ein überhöhter Anspruch oder eine unrealistische Selbsteinschätzung. Es muss ganz toll werden oder es muss genauso werden, wie es in der Vorstellung ist. Wir vergessen, dass unsere Vorstellung eben Fantasie ist und keine Realität. Können eigene Erwartungen nicht an die Realität angepasst werden, droht hier die nächste Hürde zum Scheitern. Frustration macht sich breit. Und die Vögel bleiben in diesem Jahr ohne Brutkasten.

Wie viel größer ist die Überwindung bei Handlungen, die getan werden müssen, wie Haushalt, Bachelorarbeit, Aufträge vom Chef oder Chefin?!

Wie viele Ablenkungen lassen wir uns einfallen, bevor das Notwendige begonnen wird und wie oft lassen wir uns gerne ablenken, bevor es erledigt ist?!

Wie viel Ärger nehmen wir in Kauf, weil zu spät begonnen wurde, obwohl wir genau wissen, dass das Aufschieben die Sache nur schlimmer macht?!

Es ist nicht einfach alte Gewohnheiten abzulegen und neue einzuüben, aber es lohnt sich.

Es gibt Auswege aus dem Frust, wenn man die alten Pfade verlässt und neue Wege geht.

©Petra Hahn